Gips Autos als Spiegel der Gesellschaft
Mashrabia, so heißen im Orient die Fensterläden, die durch ihre kunstvollen Holzverzierungen zwar einen kühlen Luftzug, jedoch keine neugierigen Blicke in das Innere lassen. So wurden in der Vergangenheit die Schätze der Moscheen verborgen, überliefert die Tradition.
Die Mashrabia Galerie für Moderne Kunst zeigt ihre Schätze gerne. Klein Paris nennt sich der Stadtteil in der Mitte Kairos, östlich vom bekannten Tahrir-Platz Platz, in der in einer Seitenstraße im ersten Stock eines Hinterhauses die Galerie ihr Zuhause gefunden hat. Ein wackeliges Schild und Plakate für das Gips-Museum weisen den Weg, ein mürrischer Bawwab, ein ägyptischer Hausmeister, zeigt auf die abgenutzte Treppe nach oben.
Vom Sonntag, den 25. November bis zum 10. Januar 2019 beheimatet die Galerie das Gips Museum, eine Skulpturen Ausstellung, des ägyptischen Künstlers Hany Rashed. Mit Liebe zum Detail hat der Künstler die Fahrzeuge aus Kairos Straßen, von den 60iger Jahren bis heute, naturgetreu nachgebaut. Einzelne Ausstellungsstücke, aber auch Installationen, spiegeln die Verkehrssituation Kairos wider. In seiner Projektbeschreibung gibt Hany zu, dass sich ein bisschen Naivität in seine Skulpturen mischt. Er weist jedoch einen Vergleich mit Spielzeug entschieden zurück. Vielmehr soll die von ihm entwickelte Technik eine kindliche Perspektive mit einbeziehen, um die Komplexität der täglichen Situationen zu abstrahieren und Reaktionen der Besucher hervorzulocken.
Erste Reaktion von einem jungen Besucher um die zwanzig lautete dann: „Na ja, das ist ja ganz nett, aber die große Kunst ist es wohl nicht“. Gefallen fand er dann trotzdem an den Installationen der 30 bis 50 cm großen bunten Gipsautos. Beispielsweise an ordentlich geparkten Luxusautos, einem Verkehrsstau oder einem Unfalldurcheinander, das gleich ein Drittel des kleinen Museums einnimmt.
Der Künstler möchte mit der Spiegelung der Verkehrssituation auch gleichzeitig einen Spiegel vor die Gesellschaft halten. Die Ausstellungsstücke sollen anregen nachzudenken, inwiefern die verschiedenen Autos auch die verschiedenen Modelle der Gesellschaft repräsentieren. Dazu findet sich beispielsweise im Unfallchaos auch ein Polizeiauto auf dem Kopf, die teuren Autos stehen alle in Reihe und Glied und im Verkehrsstau wird eine Grenzlinie überfahren.
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Im Interview verdeutlicht Hany Rashed noch einmal seine Idee. Auf die Frage, wie denn die naturgetreue Nachbildung der Autos und der Straßen-situationen auf die Charaktere der Leute und der Gesellschaft schließen lassen sollen, antwortet er:
„Die Autos sollen die Personen ersetzen. Und dadurch, dass die Autos als Miniaturen in Spielzeugform dargestellt werden, sei etwas Abstraktes gegeben, dass von der Realität der Straßen weg führt und zum Nachdenken anregt“.
Die Inspiration zu diesem Projekt komme aus seiner Kindheit, merkt er abschließend an. Autos waren sein Lieblingsspielzeug.
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